Kollaboration | WUD-RM |9. November 2023

09.11.2023 / Felix Guder

Wie jedes Jahr schlägt die World Usability Initiative (WUI) ein zentrales Thema für den World Usability Day am 9. November vor. Aber es ist auch Tradition bei den engagierten Veranstaltern des WUD-Rhein Main, diese Vorschläge zu prüfen und gegebenenfalls ein eigenes Thema zu entwickeln. Im Januar begannen wir, an neuen Formaten zu arbeiten, die sich rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) drehen. Der Einfluss dieser Technologie auf unser Team war bedeutend – es entstanden zahlreiche Fragen und innovative Ideen. Uns allen war schnell klar, dass KI das Design maßgeblich verändern wird und der WUD als Plattform des Austauschs hier eine Rolle spielen kann.


Eine überraschende Wendung

Mitten im Jahr erreichte uns dann die Nachricht: Die WUI legt das Thema Kooperation und Kollaboration für den diesjährigen Fokus fest. Zunächst waren wir überrascht. Schließlich ist der Mensch, Homo sapiens, als Spezies seit mehr als 300.000 Jahren nachweislich zur Kooperation fähig. Einzelne Individuen konnten sich keinem Mammut im Kampf stellen – dies erforderte koordinierte Gruppenaktionen. Vorteilhaft für den Menschen, jedoch nachteilig für die Mammuts, die bereits durch einen natürlichen Klimawandel an den Rand der Ausrottung getrieben wurden, bevor sie schließlich durch menschliches Handeln endgültig ausgelöscht wurden.


Die Relevanz der Historie

Aus erdgeschichtlicher Perspektive sind 300.000 Jahre ein verschwindend geringer Zeitraum. Wenn man eine Generationsspanne von 25 Jahren zugrunde legt, befinden wir uns lediglich 12.000 Generationen später. Pro Generationswechsel verändert sich das menschliche Genom nur marginal. Diese genetische Konstanz zeigt, dass der moderne Mensch des 21. Jahrhunderts seinen Vorfahren sehr ähnlich ist – dies gilt auch für unsere angeborenen Fähigkeiten zur Zusammenarbeit. Könnte man argumentieren, dass über Kooperation bereits alles gesagt ist?


VUCA als Spiegel unserer Zeit

Doch das Thema Kooperation ist heute relevanter denn je. Die Welt ist komplexer geworden, und der Begriff VUCA – geprägt in den 80er Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion – ist symptomatisch für unsere Zeit. VUCA steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – Begriffe, die den Zustand unserer Welt charakterisieren:


Diese Merkmale prägen unsere Führungs- und Organisationsstrategien und fordern uns auf, resiliente und flexible Antworten zu finden.

Die Rolle von Design im VUCA-Kontext

In dieser von VUCA dominierten Welt stellt sich die Frage, welche Rolle wir als Designer, Produkt- und Serviceentwickler spielen. Unser Beitrag mit Design als Instrument der Veränderung und Innovation verharrt oft im Operativen. Zwar entwickeln wir Produkte, insbesondere digitale, die nutzerfreundlicher und intuitiver sind, doch wie wirkt sich Design auf die Kernfragen des VUCA aus? Wo trägt es dazu bei, mit Unsicherheit umzugehen, Komplexität zu managen und den ständigen Wandel so zu gestalten, dass er nicht als bedrohlich empfunden wird?

Der World Usability Day Rhein-Main als Denkplattform

Der WUD Rhein-Main wird diesen essentiellen Fragen nachgehen und Beispiele präsentieren, wo Antworten gefunden wurden. Es ist eine Einladung an die Community, sich gemeinsam mit diesen Themen zu beschäftigen. Und es geht dabei um mehr als nur Usability; daher ist das Thema Kollaboration so wichtig und verspricht einen fruchtbaren Diskurs.

Kollaboration – mehr als nur operative Notwendigkeit

Die Herausforderungen menschlicher Zusammenarbeit sind komplex und beziehen sich auf Koordination, Kooperation und Synchronisation. Diese Aspekte sind leicht zu benennen, aber schwer zu meistern. Doch jenseits operativer Ziele bietet Kooperation auf strategischer Ebene Potenzial. Was bedeutet Kooperation für unsere großen Fragen der Zeit? Wie kann Design strategische Ziele fördern und zu wichtigen Entscheidungen beitragen?

Magie der Kollaboration

Wenn Tim Cook, CEO von Apple, von der Magie der Kollaboration spricht, bezieht er sich auf eine Kraft, die scheinbar übernatürlich ist und Veränderungen herbeiführen kann. Es ist eine verborgene Kraft, die unsere menschliche Natur erweitert. Wenn wir Kooperation als mehr als eine Notwendigkeit für die tägliche Jagd begreifen, öffnet sich uns eine neue Welt – eine Welt, in der wir unsere Intelligenz und Fähigkeiten koordiniert nutzen, um die großen Fragen unserer Zeit gemeinsam anzugehen.

Der WUD-Frankfurt bietet Raum für diese Ideen – einen Raum, in dem Kollaboration nicht nur als operative Funktion, sondern als strategisches Instrument zur Gestaltung unserer Zukunft verstanden wird.